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Fachdienst 8.3 - Forst & Landschaftspflege

Die Aufgaben des Fachdienstes 8.3 - Forst und Landschaftspflege - umfassen die drei Schwerpunkte Forstbetrieb, Landschaftspflege und Jagd.

Forstbetrieb

Der Mühlhäuser Stadtwald war und ist ein Wirtschaftswald. Während in den vergangenen Jahrhunderten die Versorgung der Region mit Brenn- und Bauholz im Vordergrund stand, ist heute ein moderner Forstbetrieb entstanden, der den Rohstoff Holz für die unterschiedlichsten Verwendungszwecke bereitstellt. Die Stadt Mühlhausen bewirtschaftet ihren Wald nach den Prinzipien eines naturgemäßen Waldbaus mit dem Ziel der Schaffung von vorratsreichen, gut strukturierten Laubmischwäldern.

Für die naturnahe Waldbewirtschaftung wurde im Jahr 1999 die Ehrenurkunde durch den Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt des Landes Thüringen verliehen. Die Einhaltung der Kriterien einer naturschonenden Nutzung wird durch das forstliche Gütesiegel des PEFC garantiert.

Betriebsablauf und -struktur sind erlösorientiert. Der städtische Forstbetrieb ist als Fachdienst in den Fachbereich Grün- und Verkehrsflächen der Stadt Mühlhausen integriert. Jährlich werden etwa 15.000 Festmeter Holz eingeschlagen und vermarktet.

Neben der Versorgung der Säge- und Holzwerkstoffindustrie wird die steigende Nachfrage nach dem umweltfreundlichen und nachwachsenden Brennstoff Holz erfüllt. Interessenten für Holz-Lesescheine und bereits aufgearbeitetes Brennholz wenden sich hierzu an den Revierleiter des Stadtwaldes oder des Landgrabens.

Für den Mühlhäuser Stadtwald als Teil des Integrierten Schutzkonzepts Hainich wird langfristig der Umbau der Bestände zu strukturierten Laubwäldern, wie sie im mittleren Teil des Hainichs bereits auf ca. 3.000 Hektar existieren, angestrebt. Diese Flächen sollen als Pendant zur Nationalparkfläche im Südhainich, wo der Prozessschutz Vorrang hat, als Anschauungsobjekt für eine naturschonende, ökologische Bewirtschaftungsform einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Betriebsfläche

3.173,9 ha

Höhenlage

280 - 500 m üNN

durchschnittlicher Niederschlag

600 - 800 mm

Grundgestein

mittlerer und oberer Muschelkalk mit teilweiser Lößlehmauflage

überwiegend vorkommende Waldgesellschaften

Buchenwälder, in trockenen Lagen Übergang zu Buchen-, Traubeneichen-, Hainbuchen-, Winterlindenwäldern

letzte Forsteinrichtungen

2019

Hiebsatz

6,1 Efm/ha

durchschnittlicher Vorrat

336 Efm/ha im Laubholz

Personalausstattung

1 Betriebsleiter, 2 Revierleiter

 

6 Forstwirte (2 je 1.000 ha)

Verhältnis Laubholz-Nadelholz

87:13

 

Die Waldflächen der Stadt Mühlhausen liegen bis über eine Distanz von 15 Kilometern verstreut im Westen und Norden der Stadt in 16 verschiedenen Gemarkungen. Die Traditionen der Mühlhäuser Forstwirtschaft gehen zurück bis ins Mittelalter, als Mühlhausen - die Freie Reichs- und Hansestadt - zu den bedeutendsten Städten Deutschlands gehörte. In dieser Zeit der wirtschaftlichen Macht verfolgten die damaligen Ratsherren konsequent das Ziel, das Vermögen der Stadt und ihren Einflussbereich zu erweitern.

Mühlhausen wurde erstmals im Jahre 976 urkundlich erwähnt. Bereits damals nutzten die Bürger das westlich der Stadt gelegene Waldgebiet des Hainichs als vorrangige Quelle des Brenn- und Bauholzes, was sich z.T. bis heute in den Namen der Forstorten widerspiegelt (z.B. Bürgerhauung). Im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts hatte der Deutsche Ritterorden eine Niederlassung in der Stadt gegründet. Er besaß in der näheren und weiteren Umgebung Mühlhausens reichen Grundbesitz, der ihm überwiegend durch Schenkungen oder Vermächtnisse zugefallen war.

Während des allmählichen Niederganges des Ritterordens aufgrund langanhaltender Kämpfe konnte die Stadt, die als Handelsstätte einen stetigen Aufschwung erlebte, ab 1534 die gesamten Wald- und Ackerflächen des Ordens im reichsstädtischen Gebiet pachten und im Jahr 1599 endgültig in ihr Eigentum übernehmen. So verfügte Mühlhausen bereits Ende des 16. Jahrhunderts über fast 2.500 Hektar Wald und 1.000 Hektar Acker- und Hutelandflächen. 

Weiterhin besaßen die städtischen Spitäler und Stiftungen ebenfalls eigene Waldungen, die im Laufe der Jahre in den Stadtwald eingingen.
Das Territorium der Freien Reichsstadt umfasste zu dieser Zeit neben der Stadt Mühlhausen 19 reichsstädtische Dörfer. In diesem Gebiet konnten die Ratsherren mit ihrer Landeshoheit eigene Gesetze und Verordnungen erlassen. Bei der relativ dichten Bevölkerung und dem großen Gebiet wurde es sehr schnell erforderlich, auch bei der Nutzung des Waldes und der Vergabe des eingeschlagenen Holzes eine gewisse Ordnung herzustellen.

Die älteste Forstordnung, die im sehr guten erhaltenen Reichsstädtischen Archiv einzusehen ist, stammt aus dem Jahre 1565. Gleichfalls liegen dort die Aufzeichnungen des Bauholzregisters über Forstnutzung und Holzabgaben, z.B. aus dem Jahr 1525, als Thomas Müntzer mit den aufständischen Bauern in Mühlhausen während des "Bauernkrieges" die Ratsherren entmachtete.

Die Forstordnung dieser Zeit war bereits sehr detailliert. Sie enthielt genaue Anleitungen zum Waldbau und zum forstlichen Rechnungswesen. Diese wurde durch die Bestellung von Aufsichtspersonen, den Förstern und Holzmeistern, die Vergehen gegen die Holz- und Jagdordnung ahnden sollten, kontrolliert. Durch die häufigen Vorwürfe seitens der Bürgerschaft gegen die Ratsherren, was die Einschlagsmengen und deren Verteilung betraf, mussten die Aufzeichnungen und Abrechnungen der geschlagenen Holzmengen, die selbst das Reisig und die gerodeten Wurzelstöcken umfasste, äußerst genau vorgenommen und in Kontrollbüchern festgehalten werden. Diese Tätigkeit übernahm ab 1735 das Stadtforstamt Mühlhausen. In einer Veröffentlichung aus dem Jahre 1871 wurde für einzelne Schläge die jährliche Nutzung aus den städtischen Wäldern ab dem Jahre 1735 lückenlos dargelegt, der damalige Hiebssatz betrug im Durchschnitt 4 - 5 Kubikmeter pro Hektar.

Bereits die ersten Holzordnungen schrieben für den Mühlhäuser Stadtwald eine geregelte Mittelwaldwirtschaft vor. Der Turnus des Einschlags schwankte zwischen 12 und 20 Jahren, in den Schlägen mit ungünstigen Einschlags- und Abfuhrbedingungen wurde ein plenterartige Bewirtschaftung durchgeführt. Bereits 1642 erfolgte eine umfassende Kartierung und Vermessung des städtischen Waldbesitzes, die regelmäßig erneuert und aktualisiert wurde.

Im Jahr 1802 endete die reichsstädtische Ära und Mühlhausen wurde Preußen angegliedert, behielt jedoch seine Mittelwaldwirtschaft noch fast 100 Jahre bei. Ab 1860 wurde damit begonnen, städtische Huteflächen und am Waldrand liegende Parzellen mit Nadelhölzern aufzuforsten. Bis 1890 wurden insgesamt 300 Hektar Waldfläche neu begründet. In dieser Zeit gelangten auch einige Exoten in das stadtnahe Revier, von dene heute noch drei Riesen-Mammutbäumen (Sequoiadendron giganteum) mit einer Höhe von über 37 Metern und einem Stammumfang von 3,70 Meter zu besichtigen sind.

Ab 1902 folgte im Waldbau eine Neuorientierung vom rückständigen, nicht in die Zeit passenden Mittelwaldbetrieb hin zum planmäßigen Hochwaldbetrieb. Diese Überführung sollte durch eine Art geregelten Plenterbetrieb erreicht werden, wie er in den benachbarten Laubgenossenschaftswäldern bereits durchgeführt wurde.

Im Jahr 1937 stockten noch auf über 50% der Betriebsfläche überständige, teilweise 170 - 200-jährige Mittelwald-Überhälter der Baumarten Buche, Eiche, Ahorn und Esche.

Mühlhausen war seinerzeit über die Grenzen Mitteldeutschlands hinaus bekannt für sein starkes Wertholz, das bereits damals auf Versteigerungen veräußert wurde.

Nach dem 2. Weltkrieg existierte das Stadtforstamt noch drei Jahre. 1948 musste die Stadt die Waldbewirtschaftung an die zentral gelenkten "Kommunalen Wirtschaftsbetriebe (KWU)" und danach an das Land Thüringen abgeben. Im Jahr 1952 wurden die Länderstrukturen aufgelöst und die Waldflächen den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieben als Volkseigentum zur Nutzung übergeben. Obwohl der damalige Bürgermeister gegen diese Entscheidung im Rahmen seiner Möglichkeiten heftig protestierte, war somit die forstliche Tradition der Stadt Mühlhausen beendet.

Die Waldungen wurden von 1952 bis 1990 nach den Vorgaben der Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe planmäßig genutzt. Mit der politischen Wende in der ehemaligen DDR und der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahr 1990 waren die gesellschaftlichen Voraussetzungen für die Rückführung des Stadtwaldes in die Hoheit der Stadt Mühlhausen geschaffen. Mit Hilfe der ehemaligen Forstwirtschaftsbetriebe und dank der im Stadtarchiv fast vollständig vorliegenden Liegenschaftsunterlagen konnte Mühlhausen als erste Kommune in den neuen Ländern ihren Wald aus dem Vermögen der Treuhand zurückerhalten.

Am 19. Juni 1991 wurden fast 80% des städtischen Eigentums restituiert, und die Stadt übernahm wieder die Bewirtschaftung ihres Waldes.

Rundholzverkauf
Die jährliche Holzeinschlagsmenge wird an eine Vielzahl von Sägewerken, Furnierwerken oder an die Holzwerkstoff- und Papierindustrie über Vorverträge vermarktet. Kleinmengen für Privatinteressen (Stammholz, Stangen u.ä.) können bei den Revierleitern erworben werden.

Brennholzverkauf
Der umweltfreundliche und CO2-neutrale Brennstoff Holz wird jährlich in großen Mengen aus dem Stadtwald abgegeben. Ansprechpartner sind die beiden städtischen Revierförster, mit denen ein Termin vor Ort zur Einweisung zu vereinbaren ist.

Landschaftspflege

Der Fachdienst ist in den verschiedenen Gemarkungen der Stadt Mühlhausen und ihrer Ortsteile auch für die Pflege der auf den städtischen Flurstücken befindlichen Bäume, Hecken und Wiesen verantwortlich. Jährlich werden Hecken und Kopfweiden geschnitten, Wegränder entbuscht, Obstbäume nachgepflanzt. Oftmals werden Ausgleichsmaßnahmen für neue Bauvorhaben mit Pflanzungen auf städtischen Grundstücken kompensiert, aber auch Gehölzspenden von Einzelpersonen, Vereinen und Verbänden finden Platz in der Mühlhäuser Flur. 

Jagd

Die gemischten Laubwälder des Stadtwaldes sind ein begehrter Lebensraum für eine Vielzahl von Tierarten. Insbesondere Reh- und Schwarzwild sind reichlich vertreten und nutzen den Wald besonders im Winter als Rückzugsort. Um ein weiteres Ansteigen der Bestände zu verhindern, wird der Bejagung dieser Wildarten im Stadtwald Mühlhausen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die städtischen Revierleiter sind auch Jagdleiter und organisieren die Jagd in den 26 städtischen Eigenjagdbezirken. Die Jagdbezirke werden jährlich über entgeltliche Jagderlaubnisscheine an interessierte Jäger vergeben. 

Nähere Informationen über das Mühlhäuser Jagdmodell, Jagdmöglichkeiten, Wildverkauf u.ä. können direkt bei den Revierleitern erfragt werden.

Leiter des Revieres Stadtwald:

Peter Thoms

Am Stadtwald 59
99974 Mühlhausen | Thüringen

Telefon: 0170 571 0390
E-Mail:peter.thoms@muehlhausen.de

Leiter des Revieres Landgraben:

Ronny Dietzel

An der Warte 2
99976Anrode|OT Horsmar

Telefon: 01712393378
E-Mail:ronny.dietzel@muehlhausen.de